Dela

Tochter von Richard und Selma Gotthelft


Die anderen, denen ich Jude war und blieb, wollten mir damit zu erkennen geben, daß ich ihnen nicht genug tun konnte, als Jude nämlich; daß ich, als Jude, nicht fähig sei, ihr geheimes, ihr höheres Leben mitzuleben, ihre Seele aufzurühren, ihrer Art mich anzuschmiegen. Sie räumten mir die deutsche Farbe, die deutsche Prägung nicht ein.

Jakob Wassermann, Mein Weg als Deutscher und Jude, 1921.

Die Tochter von Richard Gotthelft steht für jene jüdischen Deutschen, die nach Palästina emigrierten und am Aufbau des Staates Israel mitwirkten. Die Tochter von Richard Gotthelft hatte bei Konrad von Zawilowsky, Julius von Raatz-Brockmann und dem 1943 in Sobibor ermordeten Johannes Lorie eine ausgezeichnete Ausbildung zur klassischen Sängerin genossen. Engagements führten sie in den 20er Jahren an bedeutende deutsche Bühnen. Das nationalsozialistische Berufsverbot für jüdische Künstler beendete ihre Karriere und zwang auch sie zur Emigration. In Palästina musste sie ihren Lebensunterhalt zunächst als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft fristen, ehe sie in ihrem eigentlichen Beruf dazu beitragen konnte, ein kulturelles Leben nach europäischem Vorbild zu entwickeln. Sie sang als Solistin des Jerusalem Academic Chorus und der Palästinensischen Kammeroper und war Mitglied des Rundfunkchores des Palestine Broadcasting Services. An ihr zeigen sich die immensen Schwierigkeiten, die für viele Flüchtlinge mit dem Neubeginn in Palästina verbunden waren: Dazu gehörten das Erlernen des modernen Hebräisch, neben dem Englischen und Arabischen die wichtigste Landessprache, die Bewältigung des Alltags in einer weitgehend fremden Kultur und das Bestehen in einem neuen Beruf, der ergriffen werden musste, weil an dem alten, in Deutschland ausgeübten, kein Bedarf bestand.

Share by: